Baja California II

29.10.2016

Nach knapp 6800 Kilometern im Sattel sind wir in San José de los Cabos ganz im Süden von Baja California angekommen. Ein Bisschen nördlich von hier haben wir zudem den nördlichen Wendekreis und damit den Beginn der Tropen überschritten nachdem wir vor einigen Monaten in Alaska gerade noch knapp südlich des Polarkreises waren. Unterschiedlicher könnte Baja California und Alaska in der Tat nicht sein. Das tropische Klima bekommen wir zu spüren und haben auf der ganzen Reise noch nicht so geschwitzt wie die letzten paar Tage. Die Highlights der zweiten Hälfte von Baja California waren die einsamen und wunderschönen Strände, das Tauchen mit einem Walhai sowie einige wunderbare Menschen die wir kennenlernen durften.

Bucht bei Mulegé
Bucht bei Mulegé

Insbesondere für Josep jedoch gab es auch einige etwas weniger erfreuliche Erlebnisse. So ist ihm die mexikanische Küche nicht so gut bekommen – sei es wegen teilweise mangelnden hygienischen Verhältnissen oder wegen zu viel Chili. Wir hoffen, sein Magen ist nun abgehärtet für die weitere Reise! Weiter hat sein Velo einige Pannen davon getragen, aber dazu später.
Am Meer von Cortes campen wir am Strand und legen eine Pause ein für einen Tag. Zusammen mit einer Gruppe von Italienern machen wir einen Ausflug mit einem Boot mit dem Ziel, Walhaie zu sehen. Zu unserer grossen Enttäuschung lassen sich diese jedoch vorerst nicht blicken. Zurück am Strand laden uns die Italiener zum Essen ein weil Josep eine verlorene Tauchmaske vom Meerersgrund wieder hochgeholt hatte. Am Nachmittag kommt der Kapitän des Bootes zu uns, er habe die Walhaie nun gesehen. Spontan entscheiden wir, nochmals rauszufahren und dieses Mal hatten wir Glück! Es war ein unglaubliches Erlebnis, direkt neben diesem ca. 12 Meter langen Meeressäugetier zu schnorcheln.
Am nächsten Morgen wollte Josep den platten Pneu flicken (ca. der fünfte in Baja California!) und dabei bricht ihm die Achsenschraube, die das Rad am Velo festhält. Trotz aller Improvisation und obwohl uns verschiedenste Mexikaner und Amerikaner vor Ort zu helfen versuchten, war es leider ein Ding der Unmöglichkeit, diese zu flicken und ans Fahren war nicht zu denken. Wir stellen uns deshalb an die Strasse und versuchen per Autostop in die nächste, ca. 200 Kilometer entfernte Stadt zu kommen. Nach über einer Stunde Warten ohne Erfolg hält plötzlich ein riesiger, vom Strand herkommender Pick-up vor uns und ein Amerikaner steigt aus. Er habe etwa acht Velos und könne uns vielleicht helfen mit einer Ersatzschraube. Und wir haben Glück! Er nimmt Josep mit zu seiner riesigen Villa in der Bucht und kurzerhand entfernt er diese Schraube von einem seiner Mountainbikes und gibt sie uns. Mit einiger Verspätung konnte es somit nach dem Mittag weitergehen. Nach ca. zehn Kilometern folgt jedoch schon die nächste Panne. Diesmal ist die Hinterradnabe kaputt und liess ein Drehen des Rades ohne Trampeln nicht mehr zu. Auch dies können wir nicht flicken. Zwar konnte Josep weiterfahren, aber dabei durfte er niemals aufhören zu trampeln, ansonsten rollte sich die Kette komplett ein. So erreichen wir einen weiteren wunderschönen Strand in wenigen Kilometern, und zelten dort diesmal praktisch alleine abgesehen von einem kanadischen Paar. Für mich war es herrlich, an meinem Geburtstag an so einem schönen Ort aufzuwachen! Per Stand-Up Paddelbrett, das uns die beiden Kanadier freundlicherweise ausleihen, drehen wir eine Runde in der Bucht über dem kristallklaren Wasser.

Standup Paddel
Stand up Paddel
Geburtstagszmorge am Strand
Geburtstagszmorge am Strand

Gerade als wir losfahren wollen stoppt ein Pick-up mit Anhänger am Strand, nochmals ein kanadischen Paar auf dem Weg zu ihrem Ferienhaus im Süden. Die beiden sind so freundlich, uns mitzunehmen bis in die 400 Kilometer entfernte Stadt La Paz. Nur dort wird es möglich sein, einen geeigneten Velomechaniker und Ersatzteile zu finden. So ein Glück, die Reise per Velo wäre für Josep zwar möglich aber sehr mühsam gewesen. Zudem sind wir nicht ganz unglücklich, 300 Kilometer flache Wüste auf diesem einfachen Weg zu durchqueren. Die Landschaft wiederholt sich nämlich nach 1000 Kilometern mit mit den immer gleichen Kakteen und Büschen schon ein Bisschen und wir sind dieser schon ein bisschen überdrüssig geworden.
In La Paz dürfen wir wie bereits über Facebook aufgrund unseres Paella-Fotos in Ensenada bei Tuly wohnen. Am nächsten Tag klappern wir alle Fahrradläden der Stadt ab um ein Ersatzteil für die kaputte Nabe zu finden. Leider war dies nicht auffindbar und es blieb nichts anderes übrig, als die gesamte Nabe auszuwechseln bei einem der Velomechaniker. Nach dieser mehrstündigen Odysee durch die Stadt gehen wir auf den Markt um einzukaufen. Am Abend findet nämlich eine Grillparty mit Tulys Kollegen statt und wir wollen eine grosse Paella zum Mitbringen kochen. Das Fest war sehr lustig und dabei wurde auch mein Geburtstag noch einmal nachgefeiert, zusammen mit zwei weiteren Personen die Geburtstag hatten. Dabei wurde mit einem Kuchen das mexikanische Geburtstagslied „Las Mananitas“ ab Band gespielt und gesungen dazu.

Mexikanisches Barbecue mit Tuly und ihren Freunden
Mexikanisches Barbecue mit Tuly und ihren Freunden

Nachher wurde ich angewiesen, einen Biss von der Torte zu nehmen. Gerade als ich abbeissen wollte, gaben sie mir einen leichten Schlag an den Hinterkopf und mein gesamter Mund und Nase waren voller Buttercrème und natürlich lachen alle. So feiere man in Mexico den Geburtstag! Tuly nimmt uns in den zwei folgenden Tagen mit zum Strand Balandra, dem sicherlich schönsten Strand bisher mit türkisblauem Wasser und feinem weissen Sand. Auch drei ihrer Kolleginnen stossen dazu und wir bleiben bis in die Dämmerung.

Playa Balandra
Playa Balandra

Mit wieder voll fahrtauglichen Velos (obwohl sie leider eine Nabe von geringerer Qualität als versprochen eingesetzt haben) und gut ausgeruht nehmen wir die letzten Kilometer bis San José de los Cabos in Angriff. Dies war wohl die schönste Strecke der ganzen Baja California, aber definitiv auch die anstrengendste. Über 65 Kilometer fuhren wir über ungeteerte Sandpiste. Der Sand war stellenweise so tief, dass wir das Velo stossen mussten.

Velo stossen durch den Sand
Velo stossen durch den Sand
Vogelspinne, die ihr Nest direkt neben unserem Zelt hatte
Vogelspinne, die ihr Nest direkt neben unserem Zelt hatte

Am meisten zugesetzt hat uns dabei aber die Hitze (das Thermometer zeigte stellenweise über 45 Grad an), die bereits ab 10:00 Uhr am Morgen beinahe unerträglich war. Zudem haben wir wohl noch nie so geschwitzt und dabei pro Tag je mindestens sechs Liter getrunken. Da auf langer Strecke keine Versorgungsmöglichkeiten zu erwarten waren, fuhren wir beide mit je etwa 12 Litern Wasser los. An einem Tag sind wir nach nur gerade zwanzig Kilometer völlig kaputt, überhitzt und deshydriert und kommen unerhofft an einem Hotel vorbei, das von einer amerikanischen Familie geführt wird. Sie bieten uns reichlich Getränke an und wir können wieder runter kühlen. Das luxuriöse Hotel ist wunderschön ausgebaut echt ein Paradies in der Wüste. Sie offerieren uns, an ihrem Strand in einem kleinen, offenen Pavillon zu übernachten und wir nehmen das Angebot gerne an. Wir sind weit und breit die einzigen am Strand und geniessen den Rest des Nachmittags mit Fischen und Schnorcheln. Früh am Morgen war dann das Strampeln viel angenehmer. Die atemberaubenden Aussichten auf das Meer von Cortez, von Jacques Cousteau auch „Aquarium der Welt“ genannt, machte sowieso alle Strapazen definitiv wett.

Wunderbare Aussichten
Wunderbare Aussichten

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In San José de los Cabos dürfen wir noch zwei Nächte beim Vater von Antonio, unserem Gastgaber in Ensenada, übernachten. Sein Bruder und all dessen Söhne und Töchter wohnen in der Umgebung. Einige davon sind Fischer und laden uns zu einem richtigen Festessen mit frittiertem Fisch, Oktopus und am Schluss sogar Hummer ein zum Geburtstag von Josés Bruder. Beim Essen wird ein Witz nach dem anderen erzählt und wir lernen viel über das Leben hier. So wird es bei guter Gesellschaft relativ spät und wir mussten noch unsere Velos fertig in die Kisten verpacken für den Flug am nächsten morgen früh. Nach einer etwas kurzen Nacht bringt uns José zum Flughafen. Nächste Station ist Monterrey, wo wir unsere Freunde Alejandra und Daniel besuchen für eine Woche. Von Monterrey fliegen wir nach Kuba für fünf Wochen.

3 Comments on “Baja California II

  1. viele Reisegrüße von Thomas (Stichwort: dynamische Netzsimulation, ich hoffe Josep hat noch nicht vergessen, was das ist !)
    Wir planen April 2017 eine Reise durch Mexiko und starten in Monterrey (da studiert gerade unser jüngstes Kind) und auch Kuba steht auf dem Plan …
    Genießt die Zeit auf dem Radl und bleibt gesund !

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