19.6.2016
Mit sehr viel Gegenwind erreichen wir etwas müde den Eingang zum Nationalpark zum Denali Nationalpark. Noch für den gleichen Nachmittag kaufen wir Bustickets nach Wonder Lake ganz am Ende der Strasse. Vor dem Park Office treffen wir die ersten anderen Fahrradreisenden, zwei Frauen aus Deutschland und tauschen einige wertvolle Informationen aus. Der Tag ist bewölkt, aber die Landschaft während der rund 5-stündigen Busfahrt spektakulär und abwechslungsreich.Die Vorfreude für die Rückfahrt mit dem Velo während den nächsten zwei Tag wuchs. Als wir am nächsten Morgen beim Wonder Lake aus unserem Zelt kletterten, haute uns die Schönheit der Landschaft fast um. Der Tag war völlig wolkenlos und der verschneite und vergletscherte Mount McKinley erhebt sich majestätisch vor uns. Es ist der schönste Zeltplatz, den man sich vorstellen könnte.
Die erste Etappe war sehr lang und es sind über 1500 Höhenmeter zu bewältigen bis Igloo Creek. Aber mit genügend Zeit und die wahnsinnige, abwechslungsreiche Landschaft bestaunend meistern wir diesen ersten Tag erstaunlich gut.
Der zweite Tag ist dann etwas kürzer. Es hat nicht viel Verkehr, denn auf der nicht geteerten Strasse dürfen nur offizielle Busse fahren. Hier oben wird ist der Sonnenuntergang nach 12 Uhr in der Nacht und der Sonnenaufgang schon wieder um 3 Uhr am Morgen. Dunkel wird es jedoch nie und wir schlafen deshalb immer mit einer Augenbinde. Die Nächte sind hier oben schon relativ kalt und wir sind froh um die warmen Schlafsäcke. Tiere haben wir einige Cariboos gesehen und von sehr weit weg zwei Grizzlies. Nebst vielen Erdmännchen, Eichhörnchen und Kaninchen.
Zurück beim Parkeingang treffen wir Nick aus Kalifornien, der uns einlädt, seinen Zeltplatz mit ihm zu teilen. Später gesellt sich auch noch Taka aus Japan dazu, wie Nick auch ein Fahrradreisender. Taka hat sein Velo sehr schwer beladen und wir haben uns gewundert, was er wohl alles dabei hat. Später haben wir dann rausgefunden, dass seine ganze alpine Bergsteigerausrüstung mitfährt inkl. Winterkleidung, Klettergurt, Rucksack, Pickel etc. und vor einigen Tagen den 6192 m hohen Mount McKinley bestiegen hat! Er reist mehrere Jahre mit dem Fahrrad um die Welt und hat vor, auf jedem Kontinent jeweils den höchsten Berg zu besteigen. Wow! Wir verbringen einen gemütlichen Abend mit den beiden.
Weiter entscheiden wir uns den Denali Highway zu machen. Dafür müssten wir bei wiederum Gegenwind (der Wind hat nun 180 Grad gedreht!) zurück nach Cantwell fahren. Wir entscheiden uns, per Autostop zurück zu fahren. Da kommen uns die riesigen amerikanischen Autos entgegen, die eben sogar Platz für unsere Velos inkl. Gepäck haben! Apropos riesige Autos: hier reisen viele Leute in einem riesigen Wohnwagen (etwa so gross wie ein Car) und ziehen zudem noch einen Pick-up hinter sich her! Und einer hatte sogar zusätzlich noch ein Boot dabei. Es ist verrückt.
Ein netter VW Bus-Fahrer nimmt uns schliesslich mit. Er hat gerade den Job gekündigt und wird mit seinem alten VW Bus nun einige Jahre Reisen und dazwischen immer wieder Ultra-Marathons laufen. Wir laden ihn noch für einen Kaffee ein und fahren dann auf dem Denali Highway los. In vielen Blogs haben wir über die schlechten Strassenverhältnisse gelesen und waren nun gespannt. Die Landschaft ist auch hier absolut spektakulär. Wir denken immer wieder: schöner kann es gar nicht mehr werden. Nur um dann einige Kilometer weiter wieder eine neue, mindestens so schöne Landschaft zu bestaunen! Die Wildnis und unendliche Weite der Wälder und Berge gefällt uns sehr.
Zu unserem Leidwesen hingegen hat es hier wieder mehr Mücken und sie sind riesig! Wir kochen mit dem Mückennetz und versuchen jede Stelle des Körpers zu bedecken. So schnell wie möglich verschwinden wir ins schützende Zelt.
Am zweiten Tag auf dem Denali Highway kommen wir nur langsam voran, da die Strasse relativ schlecht ist. In der Alpine Creek Lodge geniessen wir ein gutes Abendessen (mit Salat!) und eine warme, gemütliche Stube. Da es uns hier so gut gefällt und wir etwas Erholung brauchen, entscheiden wir spontan, noch einen Tag zu bleiben. In der Lodge wohnt auch Jack, ein sogenannter „Bear Guide“. Er begleitet Jäger auf die Bärenjagd. Die gesamte Nacht ist er mit aktuell zwei Kunden jeweils unterwegs, jedoch seit einigen Tagen erfolglos. Er erzählt uns spannende Geschichten zur Bärenjagd. Waffen zu tragen ist hier in Alaska übrigens völlig normal. Waffen kann ma sogar im Walmart kaufen und einen Waffenschein braucht es nicht. Der 13-jährige Sohn der Eigentümer besitzt zum Beispiel bereits sieben verschiedene Waffen! Und Shannon, ein anderer Gast in der Lodge besitzt ganze 40 verschiedene Waffen und hat sogar einen eigenen Schiesskeller. Ohne Waffe geht er nie aus dem Haus und er ist überzeugt, dass eine bewaffnete Gesellschaft eine respektvollere Gesellschaft ist. Naja, uns ist eher mulmig zu Mute, fast alle Leute und sogar Kinder bewaffnet zu wissen!